Podcast Folge 014 – Anna Beck: Bedürfnisorientierte Erziehung

Im ersten Teil des Interviews erklärt Anna das Konzept von Parental Leadership und stellt die wirklichen Bedürfnisse von Kindern heraus. Wir sprechen auch über das Schulsystem und wie die Regelschule den Anschluss an aktuelle geisteswissenschaftliche und anthroposophische Erkenntnisse verpasst hat.
bedürfnisorientierte Erziehung

bedürfnisorientierte Erziehung - Interview mit Anna Beck

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Bedürfnisorientierte Erziehung – Interview mit Anna Beck

Teil 1: Parental Leadership, bedürfnisorientierte Erziehung, Neuerungen im Schulsystem

Parental Leadership, bedürfnisorientierte Erziehung, Neuerungen im Schulsystem

Hallo Explorer und Creator, ich nehme dich in diesem Podcast mit auf eine Reise oder Expedition durch das Leben. Wir werden viele großartige Menschen und deren Herausforderungen kennenlernen und lernen wie wir durch unsere Herausforderungen unser Leben aufs nächste Level transformieren.

Anna Beck ist Coach und Erziehungsberaterin für Eltern-Kind-Beziehungen. Mit ihrem Konzept Parental Leadership möchte sie Eltern erkennen lassen, dass man Kinder erst dann führen kann, wenn man gelernt hat sich selbst zu führen. Sie tritt für eine bedürfnisorientierte Erziehung der Kinder ein, in der entwicklungspsychologischen Aspekte berücksichtigt werden. Kinder also so gesehen werden wie sie sind, mit dem was sie brauchen und nicht was wir von ihnen erwarten.

Im ersten Teil des Interviews erklärt Anna das Konzept von Parental Leadership und stellt die wirklichen Bedürfnisse von Kindern heraus. Wir sprechen auch über das Schulsystem und wie die Regelschule den Anschluss an aktuelle geisteswissenschaftliche und anthroposophische Erkenntnisse verpasst hat.

Das Konzept von Parental Leadership und die wirklichen Bedürfnisse von Kindern

Im ersten Teil des Interviews erklärt Anna das Konzept von Parental Leadership und stellt die wirklichen Bedürfnisse von Kindern heraus. Wir sprechen auch über das Schulsystem und wie die Regelschule den Anschluss an aktuelle geisteswissenschaftliche und anthroposophische Erkenntnisse verpasst hat.

Holger: Anna, Du bist Coach und Mentor für Eltern-Kind Beziehungen. Was ist Parental Leadership und wie kann es die Beziehung zwischen Eltern und Kindern verbessern?

Anna: Parental Leadership ist eine innere Haltung. Ich möchte weg von den vielen Beziehungstipps, denn in den Beziehungen mit unseren Kindern gibt es nicht die Schablone, die man einfach in einer bestimmten Situation drüber stülpen kann. Alles ist sehr individuell, du als Papa bist individuell und die Kinder sind individuell. Jede Situation ist anders, deshalb möchte ich die Parental Leadership als eine neue Geisteshaltung im Beziehungs- und Erziehungsbereich etablieren, und zeigen, dass es in erster Linie darum geht sich selbst zu führen, sich mit seinen Emotionen selbst zu führen. Dann kann mit im nächsten Schritt dahin gehen sein Kind zu führen, bzw. als Vorbild Kindern zeigen, wie man sich selbst führen kann. Meine These ist, dass in der heutigen Zeit viele Menschen an emotionaler Verstopfung leiden und das führt zu Unfrieden.

Die Frage ist welcher Welt möchten wir morgen leben, denn die Kinder sind die neue Generation und wir sind eben die Leader dieser nächsten Generation. Deswegen finde ich die emotionale Gesundheit so wichtig, dass ist der Schlüssel zu einem friedvolleren Miteinander im Morgen. Das ist meine große Vision.

Holger: Du arbeitest mit Eltern zusammen, um die Beziehungen zwischen Kindern und Eltern zu stärken und eben auch die Eltern zu stärken, sodass sie in ihrer Führungsrolle gegenüber den Kindern präsent sind. Was berührt dich an dieser Arbeit?

Anna: Wir als Kinder erleben unsere erste Beziehungserfahrung mit unseren Eltern und das prägt uns für unser ganzes Leben. Die ersten Erfahrungen legen das Fundament für unsere Beziehungsfähigkeit später. Das zieht sich durch wie ein roter Faden. Und wenn wir keine sicheren Bindungen erfahren haben, keinen vertrauten liebevollen Umgang, dann setzt sich das in unseren gesamten privaten und geschäftlichen Beziehungen fort. Es sei denn, wir begeben uns auf eine Heilreise, durch therapeutisch Hilfe und Persönlichkeitsentwicklung begleitet. Wir sehen in der heutigen Zeit, das sehr viele Menschen diesen Weg der Persönlichkeitsentwicklung wählen, weil sie eben in ihrer Kindheit ungünstige Erfahrungen gemacht haben, weil sie in ihrer Persönlichkeit eben verwickelt wurden und sie jetzt zu ihrem Selbst, zu ihrem ursprünglichen Wesenskern zurück möchten.

Mit Parental Leadership soll die Beziehung mit den Eltern von Grund auf so gelegt sein, dass du nicht verwickelt wirst als Kind, oder das wir als Eltern unsere Kinder eben nicht verwickeln. Wir Eltern tun das ganz automatisch, das was wir als Kinder erfahren haben geben wir automatisch an unsere Kinder weiter, unbewusst. Das passiert ganz automatisch, es sei denn wir machen uns dies bewusst und transformieren diese Programmierungen.

Holger: Was ist die große Herausforderung im Umgang mit Kindern, um diese Verwicklungen direkt dort zu stoppen, wo wir sie entdecken?

Anna: Die größte Herausforderung ist die Selbsterkenntnis. Das ist ein schmerzhafter Prozess, denn ich muss mir eingestehen, dass ich da einen blinden Fleck habe, dass ich Limitierungen habe. Das ist sehr unbequem und es scheuen sich viele davor. Dadurch kommen die Eltern mit ihren Kindern, die diese Symptome aufweisen und suchen nach Heilung, bzw. nach einer Lösung für ihre blockierenden Programmierungen, ohne das Bewusstsein zu haben, dass das auch etwas mit mir als Elternteil zu tun haben könnte. Und das ist wahrscheinlich die Herausforderung meiner Arbeit, die Eltern einzuladen sich diese Prozesse bewusst zu machen.

Holger: Das ist wahrscheinlich gar nicht einfach, ohne den Eltern zu nahe zu treten und ihnen ihre Expertise abzusprechen. Denn die Eltern sind schließlich die Experten ihrer Kinder.

Anna: Genau. Und das ist letztendlich der zweite Teil, Eltern wieder zu Experten zu befähigen. Viele Eltern sind aufgrund der vielen Beziehungsratgeber verunsichert, wodurch sie sich zu sehr entfernt haben von ihrem natürlichen Instinkt, wie sie reagieren können. Sie fragen sich, „Verwöhn ich mein Kind zu sehr, wenn ich bei jedem Schreien oder Meckern gleich hingehe und es in den Arm nehme?“ Der natürliche Instinkt sagt, es ist in Ordnung dein Kind jetzt in den Arm zunehmen, aber der Kopf sagt, dann tanzt es mir vielleicht auf der Nase herum, solche Glaubenssätze kursieren immer noch, man könnte ein Kind zu sehr verwöhnen, wenn man es zu oft in den Arm nimmt. Und mit diesen Erziehungsmythen und Glaubensätzen möchte ich aufräumen und Eltern Handlungssicherheit mit auf den Weg geben.

Holger: Welches ist der größte Irrtum in dem althergebrachten Erziehungsmodell und wie können wir es heute besser machen? - bedürfnisorientierte Erziehung

Anna: Einer der häufigsten, die so unbemerkt sind, ist die positive Absicht der Eltern, dass es dem Kind immer gut geht. Dadurch übersehe ich aber, was beim Kind gerade los ist. Ein Beispiel ist, wenn das Kind hinfällt und weint, möchtest du es in den Arm nehmen und trösten und sagst dann „Ist doch nicht so schlimm, ist doch gar nichts passiert!“ Aber dem Kind tut’s weh. Es ist hingefallen, es hat sich erschreckt, es verspürt einen Schmerz, und du sagst ihm, es tut nicht weh. Wir meinen es zwar nur gut und da ist überhaupt keine böse Absicht dahinter und wir möchten nur das Beste. Aber was bei dieser scheinbar harmlosen Reaktion passiert ist, dass die Wahrnehmung des Kindes nicht ernst genommen wird, sie wird total bagatellisiert. Seine Wahrnehmung ist nicht richtig, das wird transportiert und nur meine Wahrnehmung ist richtig. Denn klar ich bin der Erwachsene und es glaubt mir natürlich und lernt durch solche Kleinigkeiten, dass seine Wahrnehmung nicht richtig ist. Je mehr solcher Kleinigkeiten auftreten, umso mehr lernt es, dass sein Wahrnehmung nicht richtig ist, es orientiert sich nur im Außen und die Persönlichkeitsstruktur wird immer mehr eingeschnürt.

Holger: Was passiert da bei der Entwicklung des Kindes, wenn wir ihre natürliche Entfaltung stoppen und ihnen unsere Meinung überstülpen? - bedürfnisorientierte Erziehung

Anna: In den ersten sieben Jahren sind Kinder in einem anderen Modus, sie sind komplett im Unterbewusstsein. Wir Erwachsene sind uns bewusst, zumindest zu einem großen Teil und Kinder leben eben komplett unbewusst und deshalb triggert uns ihr Verhalten auch so sehr. Doch dadurch können auch wir uns weiterentwickeln. Wir beeinflussen uns ständig gegenseitig, das ist normal. Kinder brauchen auch Grenzen und liebevolle Begrenzungen: Ein Nein aus Liebe ist ganz wichtig, das gibt ihnen Halt und Sicherheit. Wenn alles ganz offen ist, dann ist es nicht dicht, deswegen ist eine gewisse Begrenzung schon wichtig. Was kann aber tun, damit das Kind nicht schon von Anfang her vorgeschädigt ist? Wir sollten die Kinder ernst nehmen, nicht zu sehr in Kindersprache sprechen und nicht ständig korrigieren. Denn es kann schon ganz viel und wir dürfen ihnen die Möglichkeit lassen Dinge selbst zu erfahren, Fehler zu machen, durch Fehler zu lernen, denn vielleicht findet es einen besseren Weg wie es gehen könnte. Also nicht zu viele Vorgaben machen und das Kind zu sehen. Denn oft sehen wir gar nicht das Kind, sondern uns und bewerten oftmals das Verhalten der Kinder auf Grund der Brille, die wir aufhaben und können das Kind gar nicht richtig sehen. Gerade wenn wir im Stress sind, müssen wir funktionieren, die Kinder müssen funktionieren. Das sind die Gefahrensituationen, in denen wir dazu neigen die Kinder zu instrumentalisieren. Und um das zu verhindern, können wir eben sagen „Stop, was ist jetzt das Schlimmste, das passieren könnte“. Wir dürfen dann achtsamer in unserem Verhalten sein, Dinge auch zulassen und uns fragen, was vielleicht das Bedürfnis des Kindes jetzt gerade sein könnte. Denn oft zeigen Kinder ein bestimmtes Verhalten und wir bewerten nur das Verhalten, sehen aber nicht die eigentliche Absicht hinter dem Verhalten. Die Absicht ist meist ein Bedürfnis nach Bindung, nach Verbundenheit. Das übersehen wir oft und sehen nur das Verhalten, es ist jetzt nervig, es ist laut, es passt grad nicht in meinen Zeitplan.

Holger: Du hast von dem Freiraum gesprochen, den Kinder brauchen, um sich zu erfahren und zu entfalten. Wie steht es mit unserem Schulsystem? Was hat das Schulsystem verpasst, um mit den Bedürfnissen der Kinder mithalten zu können? - bedürfnisorientierte Erziehung

Anna: Das Schulsystem leider immer noch in alten Strukturen und Mustern, und hat oft noch militäre Strukturen, was man beispielsweise auch an den Kasernenartigen Gebäuden sehen kann. Über die Diskrepanz von den Bedürfnissen der Kinder und dem Schulsystem ließe sich ganze Bücher schreiben. Alle Erkenntnisse sind da. Eines der grundlegenden Dinge, die das Schulsystem tatsächlich verpasst hat, ist die Entwicklungspsychologie des Kindes zu berücksichtigen, dass es z.B. in der Grundschule schon viel zu intellektuell zugeht, dass die Zugänge zum Geist-Seelen-Körper, die sich in der Entwicklung des Kindes gerade ausbilden nicht berücksichtigt werden. Im geisteswissenschaftlichen, anthroposophischen Bereich haben wir die Erkenntnisse, wie die Entwicklung des Kindes funktioniert und wie wir dies berücksichtigen können. Doch das findet leider viel zu wenig Eingang. Mit der Frühintellektualisierung des Kindes vergraben wir einen kreativen Wesensaspekt des Kindes und das hat Auswirkungen auf die Persönlichkeitsentwicklung des Kindes.

Es gibt viele junge, motivierte Lehrer, die etwas verändern möchten. Doch die Fehler stecken im System, die Strukturen sind viel zu eng, wir bräuchten mehr Freie Schulen, wo tatsächlich diese kleinen, motivierten Menschen freien Gestaltungsspielraum bekommen. Und in der Ausbildung der Lehrer fehlt einfach die Entwicklungspsychologie. Da wird ganz viel Didaktik vermittelt aber nicht, wie Kinder lernen, wie Menschen funktionieren, wie lernt ein Mensch, welche Entwicklungsphasen gibt es? Man muss eben mit einem Siebenjährigen anders arbeiten als mit einem Neunjährigen oder einem Zwölfjährigen.

Im Teil 2 geht es um ein …

ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Familie und Business

Anna liest gerade über die Geisteswissenschaftlichen Ansätze von Rudolf Steiner und empfiehlt dieses Wissen jedem weiter, der sich mit der Philosophie der Freiheit auseinandersetzen möchte. Ihr nächstes Buch ist ‚Unbox your Relationship‘ von Tobias Beck.

Tobias Beck: Unbox your Relationship

Wenn du mehr über Anna Beck erfahren möchtest, findest du das auf der Seite https://annabeck.coach

Es gibt eine Facebook-Gruppe mit dem Namen Parental Leadership https://web.facebook.com/groups/psychagogik4you/

Und Anna ist als Mentorin auf Upspeak unterwegs, dort betreibt sie den Podcast Parental Leadership.

https://www.upspeak.de/de/annabeck

Ich freue mich, dass du dich für die Arbeit von Anna und auch von mir interessierst. Wenn dir diese Folge gefallen hat, abonniere diesen Podcast und gib mir bitte eine positive Bewertung auf iTunes und hinterlasse mir ein Kommentar mit Anregungen, Fragen oder Feedback auf meinen Social Media-Kanälen oder besuche mich auf meiner Website https://holgermarkgraf.de

Ich freu mich darauf, wenn du nächstes Mal wieder zuhörst!

Rock bis dahin weiter das Leben!

Holger

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